Music of a Royal Church – Englische Musik des 16. und 17. Jahrhunderts

Der Kirche Englands verdanken wir bis heute einige der bedeutendsten Vokalwerke der Musikgeschichte. Taverner, Tallis, Byrd, Purcell, Händel, Elgar, Vaughan Williams, Britten: Sie alle standen im Dienst der Church of England. Das Oberhaupt residierte im Königshaus. Dadurch unterlagen die Komponisten den Launen und Vorlieben der jeweils Regierenden. Ob römisch-katholisch oder protestantisch, die Musiker ihrer Majestät passten sich gerne an, besonders wenn sie wie Tallis und Byrd, von Königin Elizabeth I. während 21 Jahren die alleinigen Rechte für den Druck von Musik und liniertem Notenpapier erhielten!

Das Ensemble Corund präsentierte am 20. Oktober 2024 im Dom zu Arlesheim englische Musik des «Golden Age» des 16. Jahrhunderts mit Werken von Byrd, Tallis, Tomkins und Parsons, sowie Musik von Henry Purcell. Aus seinem reichen Oeuvre bot das Ensemble neben geistlichen Werken auch eine kleine Kostprobe seiner Bühnenmusiken dar.

Across the Ages – Britische Chormusik im Wandel der Zeiten

Das Domkonzert vom Freitag, 5. Juli 2024 bot die einmalige Gelegenheit, ein Ensemble zu erleben, das von der Zeitschrift Gramophone zum fünftbesten Chor der Welt gekürt wurde.

Der Chor des Trinity College in Cambridge besteht aus rund dreissig Chorsängerinnen und Chorsängern und zwei Organisten, die alle auch an der Universität Cambrigde studieren. Die Chortradition des Colleges geht bis auf das 14. Jahrhundert zurück. Seit den 1980er Jahren singen auch Studentinnen mit. Unter der Leitung von Stephen Layton (Musikdirektor von 2006–2023) begann die bis heute fortgeführte Tradition, die Gottesdienste in der Kapelle per Livestream zu übertragen. Im Jahr 2024 geht der Chor des Trinity College erstmals mit seinem neuen Leiter Steven Grahl auf Tournee.

Das von ihm für den Auftritt in Arlesheim zusammengestellte Programm feierte die britische Chormusik von Thomas Tallis, dem Stammvater der englischen Chortradition, bis hin zur Musik der Gegenwart, u.a. von Dame Judith Weir, Master of the King’s Music und Ehrenmitglied des Trinity College. Das Programm präsentierte – anlässlich seines 100. Todestages – auch Werke von Sir Charles Villiers Stanford, der noch während seiner Studienzeit in Cambridge zum Musikdirektor am Trinity College ernannt wurde und dieses Amt von 1874 bis 1893 innehatte.

Davidsgesänge. Musik zu Texten aus dem Buch der Psalmen

Das Domkonzert lud die Zuhörenden ein, das auf die Musik des 16. und  frühen 17. Jahrhunderts spezialisierte Männerstimmen-Ensemble «Profeti della Quinta» zu erleben. Das Ensemble wurde in Galiläa (Israel) von Elam Rotem gegründet und ist heute in Basel ansässig.

«Das war Weltklasse! Vielen Dank einmal mehr, dass Sie dieses Ensemble zu uns in den Dom gebracht haben … Ich hoffe, die Musiker haben die Dankbarkeit der Besucher gespürt.»

Im Domkonzert präsentierten die «Profeti», begleitet von einem Instrumentalensemble, Vertonungen von Texten aus dem Buch der Psalmen von Salomone Rossi und Claudio Monteverdi. Beide wirkten zu  Beginn des 17. Jh.s am Hof der Gonzaga  in Mantua. Während  Monteverdis effektvolle Musik auch heute noch geschätzt  wird, sind die Kompositionen Rossis weniger bekannt.

Obwohl Rossi Jude war, war er am Hof sehr angesehen und konnte italienischen Madrigale und Instrumentalmusik veröffentlichen. Daneben erschien unter dem Titel «Hashirim asher lishlomo» («Die Lieder Salomos») auch eine Sammlung von Vokalstücken in hebräischer Sprache, die für den Gebrauch im jüdischen Gottesdienst bestimmt war. Rossis Vorhaben, die traditionelle Musik der Synagoge damit zu revolutionieren, fand aber leider keine Fortsetzung, da wegen des Mantuanischen Erbfolgekriegs und einer Seuche bis 1630 alle Einwohner der jüdischen Gemeinde Mantua verliessen.

Das Konzertprogramm umfasste auch zwei Stücke von Elam Rotem, die im Stil des frühen 17. Jahrhunderts geschrieben sind und biblische Texte in der Originalsprache verwenden. Rotem stellt sich somit bewusst in die verlorene Tradition Salomone Rossis und derjenigen Musik, die aufgrund des Endes der jüdischen Tradition in Mantua nie komponiert wurde.

Membra Jesu nostri

Dietrich Buxtehudes Meisterwerk «Membra Jesu nostri patientis sanctissima» (die heiligsten Glieder unseres leidenden Jesus) entstand 1680. Hierbei handelt es sich um sieben Kantaten in lateinischer Sprache. Sie sind formal alle gleich aufgebaut und jeweils einem bestimmten Körperteil des gekreuzigten Heilands gewidmet: den Füssen, Knien, Händen, der Seite, der Brust, dem Herzen sowie dem Antlitz.

Verse aus dem Alten Testament, kombiniert mit Ausschnitten aus einer mittelalterlichen Andachtsdichtung, bilden die textliche Basis dieses wunderbaren Werks.

Im etwa einstündigen Kantatenzyklus Buxtehudes erlebten die Zuhörenden am 19. März 2023 La Cetras Ensembles unter der Leitung von Federico Sepulveda in allen Facetten ihrer Kunstfertigkeit: solistisch wie in der Gruppe musizierend, schlicht und gleichzeitig kunstvoll, meisterhaft eindrücklich und eingekehrt innig. Und obwohl Buxtehudes Name – vor allem dank seines Schülers Bach – weitum ein Begriff ist, bedeutet es auch heute noch eine besondere Herausforderung, diese grossartige Musik einem breiten Publikum näherzubringen.

Konzertmitschnitt: Membra Jesu nostri
La Cetra Barockorchester und Vokalensemble Basel / Leitung: Carlos Federico Sepúlveda

7.2.2023, SRF2 Im Konzertsaal

Grenzenloser Schwung – schwungvolle Musik

Nach einer dreijährigen, pandemiebedingten Zwangspause darf die Knabenkantorei Basel diesen Herbst endlich wieder zu einer ihrer traditionellen Auslandstourneen starten, diesmal nach Österreich, Slowenien und Italien.

Als Gast der Domkonzerte präsentierte die Knabenkantorei Basel unter der Leitung von Oliver Rudin am 19. Oktober 2022 ihr Tourneeprogramm am Vorabend der Abreise dem heimischen Publikum.

«Z’Basel am mym Rhy» und «Credulo» (Operine in drei Akten, Uraufführung, Julian Schmidlin, 19.10.2022)

Die Werke des abwechslungsreichen Programms reichten vom Gregorianischen Choral über Werke der Romantik bis hin zu Volksliedern, afrikanischen Gesängen und Musicalhits, vom Solisten-Terzett «Hebe deine Augen auf» über Werke für Knaben- und Männerchor bis zum vollen Chorklang und vom traditionellen Chorauftritt über die Kurzoper «Credulo» von Julian Schmidlin (Auftragswerk der Knabenkantorei) bis zu Stücken mit Choreographie, bei denen der musikalische Schwung der Knabenkantorei besonders augenfällig wird.

Das Werk des jungen Basler Kontratenors und Komponisten Julian Schmidlin stellt im Übrigen keine Ausnahme dar: Da sich die Knabenkantorei im Ausland auch als Kulturbotschafterin der Schweiz versteht, umfasst das Programm etliche Werke verstorbener und lebender Schweizer Komponistinnen und Komponisten.

Knabenkantorei Basel