Zweite Arlesheimer Orgelnacht

Im Zentrum der zweiten Arlesheimer Orgelnacht standen die beiden Kirchenorgeln, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Im Dom die 1761 erbaute Silbermannorgel und in der reformierten Kirche das von Neidhart und Lhôte 1973 in einem spätromantischen Gehäuse errichtete Instrument.

Unterstützt von weiteren Musikern boten die Organisten der beiden Kirchgemeinden dem Publikum einen Reigen von halbstündigen Konzerten: Süffige Instrumental- und Vokalwerke von Bach, Händel oder Mozart erklangen ebenso wie feurige Tangos aus dem 20. Jahrhundert.

Den Auftakt zur Orgelnacht bildete das Konzert der Musikschule, in dem fortgeschrittene Klavierschüler ihr Können auf der Silbermannorgel demonstrierten. Gesangssoli und Ensemblewerke von Bach, Haydn und Vivaldi ergänzten das Programm, das von einer selten zu hörenden 12-stimmigen Canzone von Gabrieli gekrönt wurde.

In Kooperation mit bzw. Förderung durch:
Zweite Arlesheimer Orgelnacht 2019

Eine musikalische Eingebung

Als Hoforganist der Herzöge von Sachsen-Weimar schuf Johann Sebastian Bach während seiner ersten Berufsjahre (1708–1717) die meisten seiner Orgelwerke.

Eine Schlüsselrolle für Bachs Weimarer Zeit fiel dem musikalisch begabten Prinz Johann Ernst zu. Auf einer Bildungsreise in die Niederlande lernte er den aktuellen italienischen Stil kennen und erwarb dort zahlreiche Musikalien, u.a. eine mit dem Titel «L’Estro armonico» versehene Sammlung von 12 Konzerten Vivaldis. Vermutlich veranlasste er selbst Bach dazu, diese und weitere Konzerte für Solo-Tasteninstrument zu bearbeiten.

Im Konzert erklangen 4 Konzerte im Vivaldi’schen Original. Zwei davon waren im direkten Vergleich in Bachs Bearbeitung für Orgel zu hören.

La Cetra Barockorchester Basel
Solistinnen: Chouchane Siranossian, Katharina Heutjer – Violine
Leitung: Andrea Marcon
An der Silbermann-Orgel: Markus Schwenkreis

Organisten am Wiener Kaiserhof

Der Solist Tobias Lindner präsentierte am 30. März 2019 Orgel-Werke von F. T. Richter, J. J. Froberger, G. Ch. Wagenseil, G. Muffat u.a., die allesamt als Organisten, Komponisten und Kapellmeister am barocken Wiener Kaiserhof wirkten.

Dass der Hof der Habsburger schon im 17. und frühen 18. Jh. ein musikalisches Zentrum ersten Ranges war, ist wohl in erster Linie der Musikbegeisterung Kaiser Leopolds I. zu verdanken. Trotz ständiger finanzieller Probleme aufgrund der kostspieligen Kriegsführung förderte er das Musikleben, das während seiner Regierungszeit (1658–1705) und unter seinen Nachfolgern einen hohen Stellenwert am Hof einnahm.

Die Habsburger unterhielten eine ansehnliche Hofmusikkapelle, mit der einzig der Hofstaat von Louis XIV. in Paris mithalten konnte. Im Zentrum des höfischen Musiklebens stand die Oper, die bei Feierlichkeiten und Staatsanlässen zur Herrschaftsinszenierung eingesetzt wurde. Instrumentalmusik erklang im zeremoniellen Alltag, im Militär, bei Tafel oder – in der Kirche.

Tobias Lindner ist Organist an der Franziskuskirche in Riehen und hat an der Schola Cantorum Basiliensis einen Lehrauftrag für Generalbass und Cembalo. Mit der Arlesheimer Silbermann-Orgel ist er seit seinem Studium in Basel verbunden.

«Passio secundum Johannem» – die grosse Passionsmusik von Johann Sebastian Bach

Die Johannespassion zählt zu den bedeutenden Vokalwerken, die Johann Sebastian Bach während seiner Leipziger Jahre komponiert hat. Sie ist in vielerlei Hinsicht eines der faszinierendsten Werke Bachs, von der insgesamt vier Fassungen überliefert sind.

Die Basler Madrigalisten und das Capricornus Consort Basel führten unter der Leitung von Raphael Immoos am 4. November 2018 im Arlesheimer Dom eine Version unter Berücksichtigung der letzten, selten aufgeführten vierten Fassung von 1749 auf.

Fotos: Christian Jaeggi